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Hopper-Mosaik-Steinlen

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Im ICE nach Jena hatte ich mir den Katalog zur Ausstellung „Von Renoir bis Picasso“ angeschaut und gelbe Post-its (ich nenne sie Klebchen) auf die Seiten mit den Bildern gepappt, die ich mir später im Stadtmuseum genauer anschauen wollte. Ein Klebchen bekam „Le 14 juillet 1895“ von Théophile-Alexandre Steinlen– aus einem besonderen Grund. Und als ich schließlich mit Phillipp vor dem Original stand, fragte ich ihn: „Musst du dabei auch an Hopper denken und an ein bestimmtes Bild?“ Natürlich hatte Phillipp das Bild sofort vor seinem geistigen Auge, beschrieb es und stimmte mir zu.

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„Soir Bleu“ (1914) ragt aus Edgar Hoppers Œvre nicht nur als sein größtes Ölgemälde heraus, es ist auch ein für ihn ungewöhnliches Motiv. Dazu könnte man es als sein geselligstes Bild bezeichnen. Sieben Personen finden sich auf keinem anderen Hopper-Gemälde, sieht man mal von den Straßenszenen „New York Corner“ (1913) und „Yonkers“ (1916) ab, und zählt man „Light Battery at Gettysburg“ nicht mit.

Edward Hopper, der nach 1910 den amerikanischen Kontinent nie wieder verließ, hatte nach eigener Aussage zehn Jahre gebraucht, um sich „von Europa zu befreien“. Schon die Wortwahl lässt ahnen, dass ihm an dieser Befreiung gelegen war. Die „Ecole de Paris“ (Schule von Paris) – in der Jenaer Ausstellung gefeiert – hatte Hopper während seiner Paris-Aufenthalte eher geschwänzt, sich dem Montmartre ferngehalten, Gelegenheiten, die damals und bis heute wichtigen Maler persönlich kennenzulernen, wohl eher absichtlich verpasst. Einerseits zog es ihn ins Mekka der Malerei des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, andererseits schien er nicht bereit, sich von dessen Einflüssen aufsaugen zu lassen. Unberührt ließen sie ihn dennoch nicht. Hopper entzog sich nicht der Pflicht, Pariser Kunstausstellungen zu besuchen, nachdem er das beste Tageslicht für die eigene Malerei genutzt hatte. Vielleicht hatte er irgendwann dabei auch wie Phillipp und ich vor Steinlens „Le 14 juillet 1895“ gestanden oder vor dem noch bekannteren und viel größeren „Bal du 14 juillet“, das Steinlen bereits 1889 gemalt hatte.

Steinlen_Bal_du_14_juillet_opt
Théophile Alexandre Steinlen
Bal du 14 juillet, 1889
Öl auf Leinwand, 190 x 272 cm

Ganz so gewaltig geriet Hopper sein „Befreiungsschlag“ – und als solchen wage ich es zu sehen – nicht, aber immerhin wurden es 91,4 x 182,9 cm bemalter und sich zunächst als unverkäuflich erweisender Leinwand, die ihm geholfen haben mögen, einzusehen, dass sein Weg ein anderer war, und ihn die Kurve kriegen ließen: Eine andere Landschaft, wie sie sich im Hintergrund andeutet, vor allem aber eine andere Stimmung. Steinlen hatte Lustbarkeit gemalt bis hin zu einer Forschheit, die dem Betrachter fast ein wenig Angst machen kann, an Hoppers blauem Abend geht es wesentlich ruhiger zu. Es gibt Vermutungen, dass sich Hopper hier als Harlekin selbst portraitiert hat. Sollten sie zutreffen, so vielleicht, weil Edward Hopper seinen Versuch, sich diesem Motiv anzunähern, als eine Art Camouflage empfand.

Im Kapitel über Hopper in Europa habe ich zu „Soir Bleu“ geschrieben:

Die Darstellung des Karnevals von Paris ist eine Allegorie aus persönlichen Erinnerungen und kunsthistorischen Reminiszenzen. Wenn dieses Bild nicht zu seinen wichtigsten gehört, dann vor allem, weil er zu jung war, um dem emotionalen Anspruch durch künstlerische Umsetzung gerecht zu werden. In der Betrachtung der künstlerischen Entwicklung Hoppers jedoch kommt diesem Werk eine nicht geringe Bedeutung zu. Es ist gleichsam seine erste Liebeserklärung an seine Kunst.

Aber so ist das mit den Liebeserklärungen. Man putzt sich ungewohnt heraus, betritt womöglich auch stilistisch wenig vertrautes Gelände, kommt sich vielleicht lächerlich vor und wollte doch noch nie so ernstgenommen werden, und dann… Die Liebe beweist sich ja erst, wenn sie nicht mehr erklärt wird. Edward Hopper hat seine Bilder nie erklärt.

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